Lernprozess

Wissen einordnen

Neue Informationen müssen immer an

bestehendes Wissen angeknüpft werden

ZZ. Kuno vor Stapel

Allein durch den Besuch einer Vorlesung oder das Lesen eines Buches hat man noch nicht viel gelernt, sondern man muss die Informationen aus diesen Quellen natürlich auch aufnehmen und verarbeiten. Hierfür ist es gut zu wissen, dass unser Gehirn über Assoziationen funktioniert und neue Informationen — wenn man sie verstehen und behalten will — immer an bereits bestehendes Wissen angeknüpft werden müssen. Man muss die neuen Informationen also stets in das bereits vorhandene „Wissensnetz“ einordnen, ansonsten werden sie nicht aufgenommen und gehen verloren (→ s. hierzu das Buch von Christian Grüning: „Garantiert erfolgreich lernen“).

Letztlich geht es beim Lernen also immer um das Erkennen von Zusammenhängen. Und das ist gerade zu Beginn des Jurastudiums gar nicht so einfach, da der Examensstoff sehr umfangreich und unübersichtlich ist. Zudem reicht es auch nicht aus einzelne Probleme oder Meinungsstreitigkeiten nur abstrakt verstanden zu haben, sondern man muss sein Wissen auch immer auf einen konkreten Einzelfall anwenden können. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, bei der man schnell die Übersicht verlieren kann… ZZ. Die Federn fliegen

Und ohne Übersicht verliert man schnell die Orientierung und kann im Jurastudium leicht ins Stolpern geraten…

ZZ. Gefederter Sturz

Aus diesem Grund lohnt es sich der Frage nachzugehen, wie man sich einen besseren Überblick über den Examensstoff verschaffen und so die Einordnung der Informationen erleichtern kann. Hierfür ist es erforderlich den Stoff zu strukturieren und in verschiedene Kategorien einzuteilen (→ vgl. hierzu die Folien von Prof. Klaus Peter Berger: „Lerntechniken für Jura-Studierende“). Und ein sehr gutes Instrument für die Ordnung des Examensstoffs sind Mindmaps.

 

 

Mindmaps im Jurastudium

ZZ. Kuno mit blauer Leinwand

Mindmaps sind das ideale Werkzeug um den Examensstoff zu ordnen und leichter verständlich zu machen. Mit ihnen kann man schon rein äußerlich viele Zusammenhänge deutlich machen und somit die Einordnung des Wissens enorm erleichtern. Auch die beste Examenskandidatin des Jahres 2012 aus Bayern – Frau Dagmar Kerler – betont im Karriere Spiegel, wie sehr ihr das Mindmapping bei ihrer Examensvorbereitung geholfen hat (→ siehe hierzu den Artikel im Karriere Spiegel: „Deutschlands schwierigste Abschlussprüfungen“).

Um mit Mindmaps zu arbeiten ist es zunächst ratsam sich für jedes Rechtsgebiet eine eigene Übersichtskarte zu erstellen, auf der dann alle Themen aus diesem Gebiet aufgeführt sind.

 ZZ. Kuno auf Felsen

Üblicherweise wird auf dieser Übersichtskarte jedes Rechtsgebiet erstmal in seine verschiedene Teilbereiche gegliedert, d.h. im Zivilrecht wird zunächst eine Aufteilung nach BGB-AT, Schuldrecht AT, Schuldrecht BT, Sachenrecht usw. vorgenommen.

→ s. hierzu die Webseite juralib.de

Diese Aufteilung in mehrere Teilbereiche ist wahrscheinlich deshalb so verbreitet, weil während des Studiums die einzelnen Bereiche ja fast immer getrennt voneinander gelehrt und geprüft werden (Abschlussklausur zum BGB AT, Abschlussklausur zum Schuldrecht AT usw). Die Aufteilung macht also deswegen Sinn, weil man sich so auf die jeweils klausurrelevanten Themen konzentrieren kann.

 ZZ. Mit Mindmap hinter Kutsche her

Die Frage ist allerdings, ob diese Aufteilung der Rechtsgebiete auch im Hinblick auf die Staatliche Pflichtfachprüfung immer so sinnvoll ist, denn dort muss man ja in einer Klausur mit Problemen aus allen Bereichen rechnen und auch das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Themen verinnerlich haben (s. „Motivation aufbauen“). Eine mögliche Alternative wäre daher, die Übersichtskarte etwas umfangreicher zu gestalten und sie möglichst nach der „Vorgehensweise in einer Klausur“ aufzubauen. Dabei werden die Themen und Zusammenhänge so dargestellt und angeordnet, dass sie möglichst den „Gedankengängen“ in einer Klausur entsprechen. Das ist zwar nur bis zu einem bestimmten Grad möglich, da man je nach Fall natürlich trotzdem noch zwischen den einzelnen Themen hin– und herspringen muss, aber immerhin macht diese Darstellung auch ein paar Zusammenhänge zwischen den Teilbereichen deutlich und ermöglicht eine Übersicht über das ganze Rechtsgebiet.

Beispiel für eine solche (nicht perfekte) Übersichtskarte im Zivilrecht

Ausgehend von dieser Übersichtskarte kann man dann – wie bei der Webseite juralib.de – für jedes Thema eine weitere Mindmap erstellen (→ wie z.B. die Mindmap zu Willenserklärung) und den Stoff darin immer detailierter aufarbeiten. So kann man bei den einzelnen Themen immer weiter ins Detail gehen, ohne dabei den Gesamtzusammenhang aus den Augen zu verlieren.

Auf diese Weise kann man sich den Stoff Schritt für Schritt erarbeiten und bleibt stets offen für Korrekturen oder Ergänzungen. Wenn man also z.B. in der Vorlesung ein bislang unbekanntes Problem zur Willenserklärung erläutert bekommt, dann kann man in seiner Mindmap zur Willenserklärung genau nach der Stelle suchen wo das Problem einzuordnen ist und es entsprechend ergänzen usw.

 ZZ. Notiz in der Vorlesung

So kann man alle relevanten Informationen aus verschiedensten Wissensquellen zusammenführen und zusehen wie sich das eigene Wissen im Laufe der Zeit ständig erweitert. Zugleich wird auf diese Weise auch sichergestellt, dass neue Informationen immer in das bereits bestehende Wissensnetz eingeordnet werden.

Je mehr Wissen man sich auf diese Weise aneignet, desto leichter fällt es dann auch noch weitere Informationen zu dem Gebiet aufzunehmen. So kann z.B. ein Informatiker die Informationen aus einer Computer Zeitschrift tendenziell viel leichter einordnen und verstehen als jemand, der von Computern überhaupt keine Ahnung hat. Letzterem fehlen möglicherweise jegliche Grundlagen (Anknüpfungspunkte) um überhaupt eine nennenswerte Erkenntnis aus der Zeitschrift zu ziehen. Je mehr man also weiß, desto leichter kann man Informationen aufnehmen. Und jede neu gewonnene Erkenntnis kann dann selbst wieder zu einem neuen Anknüpfungspunkt werden, so dass man sein Wissen immer einfacher erweitern kann: „Je größer das Netz, desto leichter bleibt etwas hängen”. Das ist vergleichbar mit einem Spinnennetz, bei dem die Beute ja auch eher hängen bleibt, wenn es möglichst engmaschig und groß gebaut wurde.

 ZZ. Madame Ach mit Spinnennetz

Hieraus folgt auch die allgemeine Regel, dass man die Themen in der richtigen Reihenfolge und in seinem eigenen Tempo lernen sollte. So macht es z.B. wenig Sinn sich schon im 1. Semester lange Urteile über irgendwelche Spezialprobleme durchzulesen, wenn man noch nichtmal die Grundstrukturen des jeweiligen Themas richtig begriffen hat usw. Auch in Mathe macht es schließlich wenig Sinn mit dem Bruchrechnen anzufangen, wenn man das Kleine Einmaleins noch nicht vestanden hat usw.

 → s. hierzu einen Vortrag von Salman Khan: „Let´s use video to reinvent education“ (20 Min.)

Das Stichwort lautet also Individuelles Lernen, wofür das Jurastudium ja glücklicherweise auch noch genügend Freiräume bietet.

 

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